Wen man nach einem guten Ipodlautsprecher bis 300 Euro fragt, wird das Feld plötzlich viel übersichtlicher. Bis vor kurzem hätte ich jedem den Harman Kardon go+play empfohlen. Der go+play hat einen wundervoll "fetten" Sound mit übertriebenen Bässen und Höhen, der jedoch zugegeben auch meinen Geschmack voll trifft. Trotz aller "Üppigkeit" klingt er trotzdem sehr angenehm und alles andere als billig. Auch der Bass hat eine gewisse Tiefe und Präsenz, die manch anderen Ghettoblaster einfach prollig wirken lässt, da diese eher auf maximale Lautstärke und maximalen Bass aus sind, ohne das klangliche Gesamtbild im Auge oder besser "im Ohr" zu behalten. Verglichen mit dem doppelt so teuren Bose Sounddock 10, bevorzuge ich den Sound vom go+play allemal. Auch der doppelt so teure B&W Zeppelin konnte mich klanglich nicht überzeugen, vor allem nicht die neue Version "Air", die mich mit einem unausgewogenen und wummigen Bass eher geschockt hat.
Schon eher als empfehlenswert empfinde ich die Monster Beatbox von Dr. Dre, die jedoch je nach Händler zwischen 400-500 Euro gehandelt wird, also auch deutlich teurer.
Sogar teilweise schon um 150,- gesehen und klanglich auf ähnlichem Niveau wie der go+play ist der Altec Lansing MIX zu haben, den ich jedoch aufgrund vom etwas peinlichen 80er-Jahre Design niemandem wirklich einreden würde, obwohl der MIX dank eines eingebauten FM-Tuners mehr zu bieten hat als der go+play und sich auch klanglich dank des sehr guten Equalizers viel besser auf den eigenen Geschmack hintunen lässt. Er hat auch einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem go+play: Der go+play spielt von Batterien mit halber Power, der MIX hingegen kann auch von Batterien einen fetten und druckvollen Klang liefern und wäre für draussen die perfekte Partymaschine, falls jemand sich wirklich bereit erklärt das Teil rumzuschleppen.
Trotzdem bleibt die Klasse der empfehlenswerten Ipodlautsprecher bis 300 Euro eher dünn gesät, bis ich vor kurzem mal den Audyssey South of Market Audiodock (kurz SoMa) ausprobieren durfte.
Der SoMa wurde neulich von Amazon um 289,- angeboten (in USA derzeit 299$), weshalb ich ihn mir aufgrund all der euphorischen Testberichte eigentlich nur zum "Anhören" bestellt habe, mittlerweile aber entschieden habe ihn zu behalten und sogar meinen go+play komplett damit zu ersetzen.
Audyssey ist eine junge amerikanische Sounddesign-Firma, die sich vor allem auf DSP-Processing spezialisiert hat und deren Technologien von Firmen wie Denon, Marantz, Onkyo... in verschiedenen Receivern eingesetzt werden, um nur einige zu nennen. Auch im professionellen Bereich ist Audyssey bei Firmen wie IMAX vertreten.
In der Zwischenzeit bietet Audyssey aber auch eigene Lautsprecherprodukte an. Der South of Market Audiodock war der allererste kommerzielle Lautsprecher von Audyssey, der mittlerweile durch weitere Modelle wie den Lower East Side Media Computerlautsprechern und dem gerade angekündigten Airplay-fähigen Lower East Side Audio Dock Air ergänzt wird.
Angekommen ist der Lautsprecher in einer mittelgroßen stylischen Schachtel, auf der man hinten zusätzlich etwas Blabla findet, warum der Lautsprecher namentlich von dem South of Market District in San Francisco inspiriert wurde, und was es so besonderes mit diesem Stadtteil auf sich hat.
Im Schachtelinneren ist nur der Lautsprecher in einer Tüte verpackt, sowie eine weitere kleine Schachtel mit allem wichtigen Zubehör zu finden. Die Anleitung ist zwar dick und in allen möglichen Sprachen verfasst, hat aber inhaltlich überhaupt nichts zu sagen, außer einigen Details zu den Garantieansprüchen, etc. Schon deutlich informativer war der dünne Quick-Guide, der bildlich versucht das Wichtigste zu beschreiben, jedoch komplett scheitert alle offenen Punkte zu klären. Angeblich sollte es online ein vollständiges Manual geben, das ich jedoch nicht finden konnte.
In Wahrheit gibt es außer des Stromkabels, das direkt am Lautsprecher angesteckt wird, nicht viel mehr zu tun. Sobald der Lautsprecher hinten eingeschaltet wird, kann man auch sofort mit einem gedockten Iphone oder Ipod loshören. Ein externes Netzgerät ist nicht vorhanden, es gibt nur den Lautsprecher und das Stromkabel, sonst nichts.
Das Design mutet etwas futuristisch an und ist eigentlich mit kaum einem anderen mir bekannten Lautsprecherdock wirklich vergleichbar. JBL und Harman Kardon waren immer schon bekannt für ihre ausgefallenen und futuristischen Entwürfe, aber der Audyssey steht diesen in nichts nach und bleibt trotz eines gewissen SciFi-Looks trotzdem dezent und elegant. Man muss den Lautsprecher schon von allen Seiten drehen und wenden, um die eigentliche Form zu begreifen. Der optische Trick, dass der Lautsprecher kleiner erscheint als er eigentlich ist, liegt in der relativ schmalen Front, die man eher bemerkt und die Tiefe vom Lautsprecher nach hinten nicht unbedingt wahrnimmt. Auch die Verarbeitung lässt keine Wünsche übrig. Der Lautsprecher wirkt wie aus einem Guss und ist mit seinen 4kg auch relativ massiv. Auf der Unterseite ist ein großer Gummifuß angebracht, um etwaige Vibrationen mit dem Untergrund zu vermeiden.
Ein großer Vorteil vom SoMa im Vergleich zum etwas größeren go+play ist der exponierte Dock. Man erkennt jederzeit das Display des gedockten Geräts und kann es auch viel besser bedienen als beim go+play, wo ein Iphone in der Mulde verschwindet und aufgrund vom Tragegriff nur umständlich bedient, geschweige eingesehen werden kann. Ein gedockter Ipod Nano am Audyssey wirkt fast als würde er dazugehören, da die Breite vom Player exakt der Breite des Docks entspricht. Auch erwähnenswert, dass der SoMa ebenso mit einem Ipad zurechtkommt und dieses auch lädt. Zum Musikhören mit angedocktem Ipad dennoch eher nicht empfehlenswert, da dann die Hochtöner verdeckt werden, jedoch kommen wir damit gleich zum nächsten besonderen Feature:
Der SoMa hat eine Bluetoothschnittstelle eingebaut und kann auch wireless von allen möglichen Geräten Musik streamen, ist also trotz des Docks nicht nur auf Apple-Geräte beschränkt. Wer also einen gut klingenden Lautsprecher benötigt, aber Apple-Geräten nichts abgewinnen kann, wird mit dem SoMa trotzdem eine Freude haben. Die Qualität ist auch über Blueooth ausgezeichnet. Obwohl der Klang über den Dock natürlich noch eine Spur mehr Feinzeichnung behält, war ich überrascht, wie gut sich der Klang selbst über Blueooth macht. Störende Kompressionsartefakte oder Interferenzen waren keine zu vernehmen.
Es gibt nur ein einziges Problem bei Bluetoothwiedergabe: Wird die Musik für einige Zeit gestoppt und dann wieder aufgenommen, leiert die Wiedergabe zuerst etwas dahin, bis sie den Sync erst einige Sekunden später wiederfindet. Ich habe ein ähnliches Problem schon bei anderen Bluetoothlautsprechern feststellen können, da vor allem wenn die Verbindung abgebrochen ist oder zu schwach war, konnte es ebenso vorkommen, dass die Wiedergabe etwas dahingeleiert hat und sich die Tonhöhe erst nach einigem Auf und Ab kurze Zeit später wieder gefangen hat. Normalerweise dürfte das aber kein Problem sein. Es tritt nur bei Signalproblemen auf, oder nach längeren Pausen bzw beim Umschalten zwischen Dockwiedergabe und Bluetooth.
Die Bedienoberfläche vom Audyssey SoMa ist sehr reduziert, so hat es in der Tat keinerlei sichtbare Tasten. Die Lautstärke wird direkt durch das Drücken des Docks links oder rechts eingestellt, darüber hinaus befindet sich oben noch ein Touchfeld mit Play/Pause, das im Betrieb leuchtet und als "Taste" eigentlich kaum erkennbar ist. Oben an der Front ist außerdem ein weiteres Leuchtfeld vorhanden, das die aktuelle Lautstärke zeigt. Je länger der Balken, desto lauter. Alles in allem sehr gut und minimalistisch gelöst.
Natürlich wird dem Lautsprecher auch eine kleine Fernbedienung beigelegt, die magnetisch ist und bei Nichtbenutzung seitlich am Lautsprechergitter angebracht werdn kann. Sie passt auch farblich und optisch perfekt zum Hauptgerät, was man von wenigen Fernbedienungen behaupten kann. Mit der Fernbedienung lässt sich leider auch nur das Nötigste steuern: Play/Pause, Lautstärke, außerdem noch Rufannahme sowie Stummschalten des Lautsprechers oder Mikrofons. Der Audyssey SoMa verfügt nämlich zu allem Überfluss auch über eine eingebaute Freisprecheinrichtung. Man kann damit auch aus der Ferne telefonieren, und Anrufe auch über die Fernbedienung direkt annehmen, vorausgesetzt das Telefon befindet sich augenblicklich im Bluetoothmodus. Die Fernbedienung reagiert manchmal etwas träge, aber man muss wissen, wo sich der Infrarotsensor befindet. Dieser ist unterhalb des Docks versteckt, weshalb man auch eher in diese Richtung zielen sollte.
Hinten befinden sich noch 2 Anschlüsse, wobei einer den Aux-In darstellt, was aber der andere macht, habe ich nicht verstanden, denn es wird auch in der Anleitung nirgendwo erwähnt. Ein zusätzlicher Mikrophoneingang, Ausgang vielleicht...?
Aber auch ein Mini-USB-Anschluss ist vorhanden. Dieser dient dazu, um Apple-Geräte auch im gedockten Zustand mit Itunes synchronisieren zu können, vorausgesetzt der Lautsprecher wird per USB direkt mit dem Rechner verbunden. Was die Taste darüber noch für eine Funktion hat, konnte ich leider auch nicht eruieren.
Die letzte jedoch wichtige Taste, oder wie der Engländer so schön sagt: last but not least, ist ebenfalls hinten versteckt, nämlich die Taste zum Bluetoothpairing. Drückt man diese eine Zeitlang, blinkt das Play-Lämpchen oben abwechselnd und zeigt die Paarungsbereitschaft an.
Offenbar merkt sich der Audyssey mehrere Geräte, mit denen er zuvor gepaart wurde und verbindet sich mit dem zuerst, der in Reichweite ist. Will man mit einem anderen Gerät verbinden, muss man die Verbindung am ersten Gerät trennen und beim neuen Gerät den Audyssey unter den Bluetoothgeräten auswählen, vorausgesetzt es wurde davor schon einmal damit gepaart, dann sollte auch die Taste hinten nicht mehr notwendig sein.
Etwas enttäuschend finde ich den Energieverbrauch vom Audyssey. Im normalen Betrieb verbraucht er genauso viel Strom wie im Leerlauf. Der Stromverbrauch pendelt sich so bei 13,5 Watt ein, dabei ist es egal ob er Musik abspielt, stumm ist, ein Gerät am Dock lädt oder vollkommen ohne gedocktes Gerät dasteht. Es sind immer 13,5 Watt. Bei höheren Pegeln kann der Wert auch schon mal kurzzeitig 30 Watt erreichen, darunter ist man kaum. Aufällig, dass der Audyssey auch keinerlei Powertaste hat, weder am Gerät selbst noch an der Fernbedienung. Er kann hinten mittels eines Kippschalters jederzeit vollständig vom Strom genommen werden, aber er hat auch 2 Standbymodi "versteckt", die ich nur über das Supportforum erfahren habe, da sie nirgendwo erwähnt werden. Drückt man die Play-"Taste" oben am Gerät für 2-3 Sekunden (dies funktioniert auch über die Fernbedienung), stoppt der Lautsprecher die Wiedergabe und setzt den Ipod bzw das Iphone in den Lock-Zustand. Der Stromverbraucht beträgt jedoch nach wie vor 13,5 Watt, die gedockten Geräte werden so auch weiterhin geladen. Drückt man Play hingegen für etwa 6-8 Sekunden, schaltet der Audyssey quasi komplett ab und ist nun im eigentlichen "Standby" mit 0,5W Verbrauch. Leider wird in diesem Modus kein Gerät mehr über den Dock geladen.
Für mich leider etwas unverständlich, denn man hätte hier eine "intelligente" Steuerung integrieren können: Wenn kein Gerät angedockt ist, versetzt sich der Lautsprecher nach einiger Zeit selbst in den Stromsparmodus. Wenn ein Gerät angedockt ist, wird solange geladen bis 100% erreicht sind, danach wird wieder der Stromsparmodus aktiviert. Leider passiert nichts von alldem. Man kann den Lautsprecher wohl auch im Dauerzustand eingeschaltet lassen, wenn man zu faul ist 6-8 Sekunden auf den Standby zu warten. Das Gerät wird hinten jedoch relativ warm, ich bin mir nicht sicher ob das wirklich so gut ist.
Doch nun zum wichtigsten Punkt: Wie klingt das ganze eigentlich?
Dazu muss ich erwähnen, dass ich mir den Lautsprecher ins Büro liefern ließ, damit meine Frau wegen des neuen Spielzeugs nicht sofort ein Theater macht. Im ersten Moment war ich vom Klang etwas unbeeindruckt, oder auch "underwhelmed", wie man so schön sagt. Ich konnte zwar einen sehr tiefen Bass hören, aber nur wenn ich mit dem Ohr recht nahe am Lautsprecher war. Im direkten Vergleich mit den Bose MusicMonitors, die ich fix im Büro aufgestellt habe, klangen die MusicMonitors sogar voller und runder. Dem Audyssey fehlte irgendwie der Oberbass, der je nachdem wo ich mich im Raum befunden habe stärker oder schwächer wurde. Aus diesem Grund habe ich mich gleich dazu aufgerafft, mir die zusätzliche Audyssey-App am Iphone zu installieren, um zu sehen was da sonst noch möglich ist.
Die App hat einen einfachen Startscreen, von wo aus man die eigentlichen Settings erreicht. Unter den Settings sind 3 Einträge vorhanden: Dynamic Volume, Tone Controls und Custom EQ. Dynamic Volume macht nichts anderes als Pegelspitzen auszugleichen, außer "Automatic" gibt es noch den Modus "Background Listening", sowie "Off". Wie gut dieser Modus funktioniert, habe ich noch nicht wirklich probieren können. Aufgefallen ist mir jedoch dass bei "Background Listening" Musikteile teilweise lauter werden, wenn Schlagzeug aussetzt usw. Für mich hat das eher störend gewirkt. Ich kenne verschiedene Lautstärkenoptimierungsalgorithmen, und die besten bisher ware iVolume zusammen mit Quietmode in Waves' Maxxplayer, die den Stücken bei sehr niedrigen Lautstärken tatsächlich Leben eingehaucht haben.
Der nächste Eintrag bei den Settings ist "Tone Controls", hier lassen sich Höhen und Bässe getrennt regeln, aber es gibt auch einen zusätzlichen Tilt-Regler, der gleichzeitig die Höhen absenkt, wenn Bässe angehoben werden. Dieser Tilt-Regler erinnert mich an die alten Küchenradios, die nur einen Regler für Bässe/Höhen hatten.
Der letzte jedoch auch interessanteste Eintrag ist "Custom EQ", der sich anhand einer Frequenzkurve gezielt und völlig frei im Bereich +/- 6dB einstellen lässt. So einen tollen EQ habe ich bei kaum einem anderen Lautsprecherdock gesehen. Die meisten bieten überhaupt keine Tuningmöglichkeiten an, wie z.B. Harman Kardon oder Bose, wobei letztere es teilweise besonders nötig hätten.
Natürlich habe ich sofort Hand an den Custom EQ gelegt und damit etwas rumgespielt. Die Auswirkungen sind nicht sofort hörbar, sondern müssen erst angewendet werden, weshalb die Änderungen auch nicht ganz so direkt sind, wie ich es gerne hätte. Ich muss auch dazusagen, dass der EQ eher dezent wirkt, man kann den Klang zwar da und dort etwas beeinflussen, aber wirklich krasse Verbiegungen sind damit eher nicht möglich. Ich habe das Gefühl, dass der Mehrbandequalizer vom Altec Lansing MIX stärkere Klangänderungen erlaubt.
Es lassen sich auch eigene EQ-Kurven abspeichern, jedoch nicht mehr umbenennen. Man fügt eine neue Kurve hinzu, benennt diese und fängt dann mit den Tweaks an. Verändert man diese Kurve wird sie auch sofort unter dem aktiven Namen gespeichert. Man kann die aktuelle veränderte Kurve leider nicht unter einem neuen Namen speichern. Aus dem Grund ist es auch schwer eine ähnliche oder gleiche Kurve unter einem anderen Namen hinzubekommen, man müsste sie tatsächlich von Grund auf neu erstellen und anhand der alten "nachzeichnen". Es lassen sich bis zu 15 Kurvenpunkte setzen, zwischen denen die Kurve dann interpoliert wird. Die ersten Punkte sind bei 50, 100 und 200hz frequenzmäßig fix und beim Verschieben der Punkte werden sowohl der Gain als auch die Frequenz numerisch angezeigt, was eine sehr genaue Einstellung ermöglicht. Im Querformat ist die Bearbeitungsfläche größer und lässt sich auch zoomen, so sind wirklich extreme Kurven möglich, die teilweise an kammfilterartige Effekte erinnern. Ab und zu stürzt die App auch einfach ab, die Einstellungen bleiben aber dennoch aktiv und werden immer gespeichert.
Man muss auch beachten, dass die Einstellungen alle nur bei gedocktem Iphone oder Ipod Touch am Lautsprecher übernommen werden. Man kann zwar auch über Bluetooth mit den Einstellungen spielen, aber Wirkung zeigen sie dann keine. Die Einstellungen werden laut Hersteller-Support direkt in den Flash-Speicher des Docks geschrieben, sodass sie auch solange aktiv sind, bis sie nicht mit der App ausgeschaltet oder verändert werden.
Mit leicht hochgepushtem Bass gefiel mir auch der Audyssey etwas mehr, aber so wirklich glücklich war ich damit noch nicht, weshalb ich entschieden habe, mich auf gefährliches Terrain zu begeben und das Teil mit nach Hause zu nehmen, ohne meine Frau davon in Kenntnis zu setzen. Der Audyssey ist so klein, dass er auch in einem etwas größeren Rucksack problemlos Platz findet und ich ihn so unerkannt reinschmuggeln konnte. Vom Platzbedarf in etwa vergleichbar mit dem Sounddock portable, hätte ich weder den go+play noch den Altec Lansing MIX oder sonst eine Boombox derart transportieren können. Außerdem hatte ich neben dem Audyssey in dem selben Rucksack noch zusätzlich Platz für den Soundlink, meine Kamera und mehrere Einkäufe fürs Abendessen, wobei ich dazusagen muss, dass es schon ziemlich viel Gewicht zum Schleppen war.
Zuhause angekommen hatte ich in gewohnter Umgebung nun den direkten Vergleich zum Harman Kardon go+play und konnte auch ein wenig mit der optimalen Aufstellungsposition experimentieren sowie die maximale Lautstärke etc. ausloten, was ich im Büro eher nicht machen sollte.
Der Audyssey profitiert auf jeden Fall sehr von einer wandnahen Aufstellung. Frei aufgestellt klingt er nicht ganz so wuchtig wie in Wandnähe. Dadurch dass der Bass sehr tief abgestimmt ist, viel tiefer als bei einem Sounddock portable z.B. wird er zwar durch die Wand verstärkt, bleibt jedoch trotzdem angenehm und druckvoll und klingt nie wummig, da er die "unangenehmen" Frequenzbereiche um 150-250hz nicht derart stark hervorhebt wie manch anderer Lautsprecher. Ähnlich wandnah aufgestellt "brummt" der go+play bereits ziemlich, dafür klingt er mitten im Raum voller.
Als ich versucht habe den Audyssey mit dem EQ klanglich an den go+play anzugleichen, bin ich bei einer Kurve hängengeblieben, die mir persönlich sehr zugesagt hat, obwohl ich damit beide trotzdem nicht 100%ig gleich hinbekommen habe.
Derart an meinen Geschmack angepasst, war der Bass vom Audyssey im untersten Bereich druckvoller, im oberen ähnlich wie beim go+play. Die Höhen sind beim go+play direkter, klingen aber auch künstlicher. Wenn der Audyssey ein Manko hat, dann eher in den Mitten, die etwas hohl klingen, vor allem beim direkten Vergleich mit dem go+play. Aber man sagt auch, dass dieser die Mitten eher unterdrückt, insofern wäre der Audyssey hier vielleicht sogar realistischer. Ich habe oft zwischen beiden hin- und hergeswitcht und konnte nicht sagen, welcher mir mehr gefallen hätte. Bei einigen Titeln hatte der Harman Kardon go+play die Nase vorn, bei anderen wiederum kam der Audyssey smoother, was mir persönlich mehr gefällt.
Insgesamt hat er mich zuhause bei richtiger Aufstellung wahrhaftig umgehauen. Bei kaum mehr Platzbedarf als einer Wii, hat der Audyssey einen extrem vollen und erwachsenen Klang abgeliefert, der im tiefsten Bassbereich sogar den go+play etwas blass aussehen lässt. Bei einigen Titeln von Jonathan Fritzen, die sehr basslastig abgemischt sind, konnte man beim go+play und etwas gehobener Lautstärke bereits ein Klirren des Klavierklangs feststellen, wo der Audyssey bei gleichem Level keinerlei Probleme damit hatte.
Keine Ahnung wie Audyssey es geschafft hat aus den kleinen Membranen und dem kaum vorhandenen Gehäusevolumen einen derart fetten Sound zu meistern, aber laut technischen Daten verfügt das Audyssey Dock über 4 eigene Verstärker mit aktivem Crossover und Bi-Amping. Dass vieles natürlich auch ihren DSP-Technologien, wie BassXT, DynamicEQ etc. zu verdanken ist, steht außer Frage und zeigt wie wichtig das Zusammenspiel von Software mit der Hardware ist, wenn man derart knapp am akustischen Limit baut. Ich bin mir sicher, dass der Audyssey bei normalen Lautstärken nicht schlechter klingt, als so manche Standbox mit der zig-fachen Größe. Ich habe jedenfalls noch nie einen so tiefen Bass aus einem so kleinen Gehäuse gehört, und das obwohl das System weder als Bassreflex ausgeführt ist, noch mittels Passivradiatoren Unterstützung im Bassbereich erhält.
Wo der Audyssey natürlich in die Knie geht, sind extrem hohe Lautstärken. Erst im oberen Drittel merkt man eine stärkere Bassrücknahme, wobei auch bei maximaler Lautstärke nichts verzerrt oder kracht. Die maximale Lautstärke ist auf jeden Fall höher als beim go+play, wobei der go+play da bereits verzerrt, jedoch auch den Basslevel nicht derart stark zurückschraubt. Besonders toll finde ich, dass der Audyssey Dock auch bei sehr leisen Lautstärken die Präsenz behält, und sich Höhen und Bässe immer schön in Waage halten. Er klingt nie "dünn", sodass es auch eine Freude ist, bei wirklich niedrigen Lautstärken Musik zu hören. Man hat nicht das Bedürfnis unbedingt aufdrehen zu müssen, weil "etwas" fehlen würde.
Wenn ich einen Klangaspekt wirklich bemängeln wollte, dann die fehlende Stereoabbildung. Eine richtige Stereotrennung ist aus einem derart schmalen Gehäuse klarerweise nicht möglich. Aber damit hat wohl jeder einzelne Lautsprecher zu kämpfen, der versucht aus kleinen Gehäusen einen breiten Klang zu erzeugen. Der Audyssey wendet hier keine akustischen Tricks an, wie z.B. Geneva mit ihrem "embracing Sound", oder gar DSP Tricks, um die Stereobreite künstlich zu verbreitern. Obwohl die Hauptmenbranen zu den Seiten ausgerichtet sind, schauen die Hochtöner eher frontal, weshalb ein richtiges Stereobild so kaum möglich ist. Ein Bose Sounddock klingt jedoch ähnlich monophon, außer man hält die Nase direkt vor das Lautsprechergitter. Der Stereoeffekt könnte durchaus mit einer entsprechenden Aufstellung verstärkt werden, wenn man neben den Hauptmembranen "Reflektoren" anbringt, die den Klang von der Seite wieder nach vorne steuern. Ich könnte mir vorstellen, dass er in einem Regal mit 2 Büchern links und rechts, durchaus etwas mehr Breite erzeugen würde.
Ich werde außerdem noch ein wenig mit den SRS WOW Effekten experimentieren, um zu sehen ob da auch noch etwas mehr möglich ist. Ebenso würde MaxxStereo von Waves einiges Potential bieten, ist jedoch für IOS nicht als App verfügbar. Ich kann darauf nur über den Maxxplayer für Windows zugreifen.
Fakt ist, dass mich der Audyssey Dock nach kürzester Zeit vollends überzeugt hat und auch meine Frau sich nicht sonderlich negativ darüber geäußert hat, was sonst eher selten bei ihr der Fall ist, obwohl ihr das Design vom Harman Kardon doch um einiges mehr gefällt, da dieser eben ein besonderer Blickfänger ist. Den Audyssey verglich sie designmäßig hingegen mit einem Schischuh. Dieser Schischuh hat jetzt aber eine zentrale und optimale Position zum Musikhören gleich neben dem Fernseher direkt vor dem Sofa, wo der Harman Kardon zu auffällig gewesen wäre und auch platzmäßig kaum hingepasst hätte. Später hat sogar meine Frau eingestehen müssen, dass der Audyssey wie eine "große Anlage" klänge, und das obwohl er kaum sichtbar ist und sich optisch nicht in den Vordergrund drängt.
Durch den Vorteil, dass wir mit dem Audyssey auch unser Ipad laden können, oder sogar per Bluetooth kabellos damit Musik hören, hat er es geschafft den Harman Kardon als bisherige "Heimanlage" zu ersetzen, weshalb dieser leider auf Ebay landen musste und schweren Herzens von mir verkauft wird. Der Harman Kardon war lange Zeit meine Lieblingsdockingstation, sowohl klanglich als auch designtechnisch, aber durch den flauen Klang bei Batteriebetrieb, sowie die etwas umständliche Bedienung mit dem uneinsehbaren Dock, hat er im Kampf gegen den Audyssey SoMa den Kürzeren gezogen.
Mein Fazit: Audyssey ist hierzulande nicht besonders populär und verbreitet. Man findet den South Of Market Audiodock kaum irgendwo ausgestellt und kann ihn auch nur selten hören. Auch ich kannte ihn bisher nur aus Berichten und Tests. Inzwischen kann ich ihn jedoch nach einem ausgiebigen persönlichen Test und Vergleich jedem interessierten Audiofreak vollends empfehlen. Unter 300 Euro gibt es kaum Alternativen, die dem Audyssey ebenbürtig wären. Aber nicht nur Apple-User werden damit ihre Freude haben, denn er ist dank Bluetooth auch universell mit anderen Geräten kabellos einsetzbar. Für die erste persönliche Klanganpassung wäre natürlich ein Iphone oder Ipod-Touch mit der entsprechenden Audyssey App nicht verkehrt, ich persönlich habe den Bass z.B. gerne etwas betonter. Aber auch völlig neutral eingestellt kann der Audyssey vor allem bei wandnaher Aufstellung vollends überzeugen. Der Audyssey besticht durch seinen vollen reinen Klang bei eher zurückhaltender Größe, der die meisten vergleichbaren Lautsprecher locker an die Wand spielt. Wirklich negativ sehe ich nur den etwas unnützen Standbymodus, bzw den hohen Stromverbrauch, wenn man Standby nicht aktiviert. Auch das Bluetoothstreaming erzeugt manchmal die besagten Tonhöhenschwankungen bei etwaigen Signalabbrüchen und könnte verbessert werden. Meine Supportanfrage an Audyssey diesbezüglich läuft jedenfalls bereits.
Ich lehne mich vielleicht etwas weit aus dem Fenster, indem ich behaupte dass der Audyssey zu den besten, wenn nicht sogar DER beste Ipod-Lautsprecher unter 300 Euro ist, ich wage es jedoch auch zu behaupten, dass er es locker mit den größeren und teureren Konkurrenten von Bose oder B&W aufnehmen kann.
Update: Dank Audyssey Support wurde mir nun der Link zum vollständigen Manual bekanntgegeben. Dieses kann man hier als PDF runterladen. Im Manual findet man weitere interessante Dinge, wie z.B. dass man die gummierte Ipod-Stütze durch Rein/Rausdrehen sogar verstellen kann, aber auch wofür der USB-Knopf hinten eigentlich ist, nämlich im Moment für nichts, außer für einen Reset und etwaige Firmwareupdates.
+ modernes minimalistisches Design
+ magnetische Fernbedienung zur direkten Befestigung am Lautsprecher
+ kompakte Größe, geringe Stellfläche
+ angenehm abgestimmter Klang mit gleichzeitig sehr tief reichendem Bass
+ Klang vielseitig und komfortabel mittels App an den eigenen Geschmack anpassbar
+ universeller Apple-Dock, daher keine Notwendigkeit für Adapter etc. und keine Probleme mit Hüllen, Bumpern...
+ Dock auch zum Laden eines Ipads geeignet
+ Bluetoothstreaming mit hoher Qualität auch von nicht-Apple Geräten
+ Eingebaute Freisprecheinrichtung
- schwache Stereoabbildung
- Tonhöhenschwankungen bei Signalabbrüchen während Bluetoothwiedergabe
- Fernbedienung vom Funktionsumfang aufs Nötigste reduziert
- Hoher Stromverbrauch bei Leerbetrieb
- Im Standbymodus keine Ladefunktion über den Appledock