Den perfekten Lautsprecher gibt es nach wie vor nicht. Der Bose Soundlink ist zwar ein hervorragendes Gerät, aber trotz der kompakten Maße, empfinde ich ihn als etwas zu groß, und teilweise sogar zu "dick auftragend". Der Bose Soundlink versucht um jeden Preis einen möglichst vollen Klang zu erzeugen, Bose nennt das "full-range sound". In der Tat reicht der Frequenzgang vom Soundlink II in voller Stärke bis 60Hz und tiefer runter. Selbst viele größere Lautsprecherboxen spielen nicht viel tiefer, zumindest nicht ohne einen größeren Lautstärkeabfall.
Leider kommt der Klang des Soundlink dadurch manchmal auch etwas bemüht rüber. Der Bass ist zwar bei der neuen Version besser abgestimmt als zuvor, aber der Bass nimmt immer wieder gerne überhand, vor allem bei ganz leisen Lautstärken. Bose gehört zu den wenigen Herstellern, die den Klang per Signalprocessing frequenzmäßig an die aktuelle Lautstärke anpassen. Der Frequenzgang des menschlichen Gehörs ändert sich naturgemäß mit der Lautstärke, sodass tiefe und hohe Töne bei leisen Lautstärken deutlich leiser wahrgenommen werden als der Rest, dadurch klingen viele Boxen bei leisen Lautstärken eher mau. Bose greift jedoch meistens nur in den Bassbereich ein, im Höhenbereich ist mir bisher keinerlei lautstärkeabhängige Bearbeitung aufgefallen, weshalb deren Lautsprecher bei leisen Lautstärken doch zu bassbetont spielen.
Die meisten wirklich kompakten Lautsprecher sind im Bassbereich sowieso eher unterbesetzt, bei niedrigen Lautstärken hört man dann nur noch Höhen und Mitten, ein wirklicher Klanggenuss ist damit nicht mehr möglich. Der Bass gehört als "Fundament" zur Musik dazu, denn ohne klingt die Musik langweilig und kraftlos, aus dem Grund suche ich nach Lautsprechern, die auch im Bassbereich eine befriedigende Kulisse erlauben, damit es noch Spass macht zuzuhören. Es muss nicht unbedingt die Tiefe und Power vom Soundlink sein, der manchmal eben etwas übertreibt, vor allem leise gehört, aber kein anderer Hersteller hat es offenbar bisher geschafft einen wirklich kleinen Lautsprecher zu bauen, also deutlich kleiner als der Soundlink, der dennoch "vernünftig" mit dem Bass umgeht und ihn der Lautstärke entsprechend anpasst. Ein FoxL, der wohl nach wie vor zu den besten hosentaschentauglichen Lautsprechern gehört, klingt nur bei etwas erhöhter Lautstärke und entsprechender Aufstellung mit Rückendeckung wirklich beeindruckend, das trifft aber auf die meisten größeren Modelle wie Jabra Solemate genauso zu, die kaum besser klingen als der FoxL, trotz eines vielfach größeren Volumens.
Es kommen natürlich viele weitere Aspekte dazu, die ich mir von einem portablen Lautsprecher erwarte was Handling usw betrifft, weshalb ich diese kleine Liste mit einigen wichtigen Punkten vorbereitet habe, um alles zusammenzufassen, was mir zu dem Thema einfällt, und wie ich mir persönlich mir DEN perfekten portablen Lautsprecher zusammenbasteln würde.
- klein:
Das wichtigste ist die Größe. Man kann natürlich die Lautsprecher nicht unendlich klein schrumpfen, ohne dass die Klangwiedergabe allzu stark darunter leidet. Aber der FoxL zeigt bereits ganz gut wie klein es geht, denn er schafft es sogar deutlich größere Lautsprecher an die Wand zu spielen.
Man kann aus der Größe einer Jambox bestimmt klanglich noch viel mehr rausholen, durch optimierte Treiber, akustische Bassverstärkung wie Bassreflex bzw Passivradiatoren, die perfekte Abstimmung von Verstärker und digitalem Soundprocessing etc.
Der JBL Flip z.B. ist nur unerheblich größer als die Jambox, spielt aber mehr als doppelt so laut. Diese Energie hätte man aber gleichzeitig auch dafür nutzen können, um ihn bei normalen Lautstärken im Bassbereich stärker zu pushen, während man die maximale Lautstärke dann eher reduziert, oder im Bassbereich entsprechend anpasst.
Ich vermute bei 500-600ml Gehäusevolumen ist ein bereits entsprechend voller Sound, ähnlich dem Soundlink möglich, wie es die Computer Music Monitors beweisen. Ein einzelner davon hat knapp über 1/2 Liter, spielt aber bereits ähnlich erwachsen wie der Soundlink und sogar im Höhen/Mittenbereich ausgewogener, der Bass integriert sich bei den Computer Music Monitors viel besser mit dem Rest. Zwei entgegengesetzte Passivradiatoren machen das Design zwar komplexer, aber sie nutzen so die volle Energie der Treiber, ohne dass ein Teil davon als Vibration verpufft und den Lautsprecher doof herumtanzen lässt.
- robust:
Da es sich um einen portablen Lautsprecher handelt, der meistens unterwegs eingesetzt würde und auch den wiederholten Transport sei es im Rucksack, der Jackentasche oder sonstwo unbeschadet überstehen muss, sollte die Materialwahl entsprechend vernünftig gewählt sein. Also kein hochglänzendes Plastik, sondern eher widerstandsfähige Aluminumoberflächen, bevorzugt matt, damit nicht jeder Kratzer sofort ins Auge sticht. Denkbar wäre auch eine zusätzliche austauschbare Hülle aus Gummi oder ähnlichem, die permanent oben bleiben kann und nach einem bestimmten Zustand gewechselt wird.
Schön wäre außerdem eine gewisse Resistenz gegen Sand, Wasser usw. Ich will zwar mit dem Teil nicht schwimmen, aber er soll unbeschadet einige Einsätze am Strand überstehen, weshalb die Schutzgitter entweder so klein sein sollten, dass gar kein Sand eindringen kann, oder so groß, dass der Sand wieder raus kann. Auch halte ich von Klappcovern oder ähnlichen Hüllen nicht viel, die man erst runternehmen muss. Der Lautsprecher sollte sofort einsatzbereit sein, ich kann mir jedoch auch einfache Beutel vorstellen, in denen der Lautsprecher verstaut wird, die aber den Klang nicht beeinflussen, und der Lautsprecher für den Betrieb gar nicht erst rausgenommen werden muss, ähnlich wie der Beutel beim Jabra Solemate. Schön wäre auch eine Befestigungsmöglichkeit, um den Lautsprecher umhängen zu können, irgendwo anhängen usw. Die Shoqbox von Philips hat da ein paar gute Ansätze, wobei der "military look" dann doch etwas übertrieben ist.
- laut:
Der Lautsprecher sollte schon eine gewisse Mindestlautstärke erreichen können ohne auseinanderzufallen. Lautstärke wirkt im Freien viel leiser als in Räumen, weshalb der Lautsprecher hier einen gewissen Puffer haben sollte, wobei natürlich klar ist, dass sich Gartenparties dann keine damit veranstalten lassen. Aber die Lautstärke von FoxL oder Jambox ist eindeutig zu leise, bei höheren Lautstärkestufen verzerren beide Lautsprecher außerdem bereits recht stark. Der JBL Flip dagegen kann bei ähnlicher Größe bereits erstaunliche Lautstärken erreichen, ohne dass er verzerrt. Gegen die Verzerrung sollte bei maximalen Lautstärken zusätzlich ein Limiter oder Kompressor angewendet werden, denn mir ist ein komprimierter Sound immer noch lieber als ein verzerrter.
- kabellos:
Nichts ist praktischer, als keinerlei direkte Kabelverbindung zum Lautsprecher zu benötigen. Ich würde nach wie vor auf Bluetooth setzen und da vielleicht den hochqualitativen Apt-X Codec mit übernehmen, obwohl derzeit nur wenige mobile Geräte diesen Codec bereits unterstützen. Auch Bluetooth 4.0 mit dem low energy profile wäre hilfreich um nicht unnötig viel Akkuressourcen zu verbrauchen.
Ich bin gegen Wifi oder eben Airplay für eine portable Nutzung, weil das einfach viel zu viel Akku im Vergleich zu Bluetooth verbraucht, und den Qualitätsunterschied bemerkt in Wahrheit niemand bei mobilem Betrieb.
- lange Akkulaufzeit:
Ich habe für meine Zwecke gemerkt, dass ich mindestens 8 Stunden Akkulaufzeit bei normalen Lautstärken benötige. Ein Tag am Strang mit Musik geht sich damit gut aus, länger ist natürlich noch besser, weniger ist aber zu kurz, da man sonst immer wieder damit rechnen muss, dass die Musik gleich ausgeht. Die 4 Stunden, wie im Falle vom Libratone Zipp, sind meiner Meinung nach sowieso ein Witz.
- Aufladung über USB:
Es gibt nichts schöneres, als ein Gerät mit einem universellen USB-Ladegerät oder auch direkt am Computer aufladen zu können, so benötigt man weder ein zusätzliches Ladegerät für den Transport, noch muss man sich wegen irgendwelchen Steckern und Kabeln Sorgen machen. Für die meisten Zwecke und bei dieser Größe sollte ein USB-Ladestrom auch wirklich genügen. Unverständlicherweise benötigt der JBL Flip ein eigenes Ladegerät, der FoxL kann z.B. entweder über ein eigenes Ladegerät, oder zusätzlich auch über Mini-USB geladen werden.
- ungerichtete Wiedergabe:
Der Lautsprecher sollte wenig kritisch bei der Aufstellung sein. Am besten wäre eine völlig omnidirektionale 360° Wiedergabe, sodass man den Lautsprecher irgendwo in die Mitte stellen kann, und alle bekommen mehr oder weniger den selben Klangeindruck. Vor allem die Höhenwiedergabe ist üblicherweise besonders kritisch, ab einer gewissen Frequenz ist die Klangabstrahlung nicht mehr ganz so heikel, aus dem Grund sollten die Hochtöner derart verbaut sein, dass der Lautsprecher auch von hinten gehört nicht völlig absauft. JBL bzw Harman Kardon sind da üblicherweise Meister. Der Bass könnte überdies sogar "downfiring" sein, damit er den Untergrund zur besseren Ausbreitung nutzen kann und nicht so sehr auf Wände angewiesen ist.
- eine einzige Masterlautstärke:
Es gibt nichts ärgerliches, als sich mit 2 unterschiedlichen Lautstärkeeinstellungen beschäftigen zu müssen. Am besten ist es, wenn nur eine einzige Lautstärke vorhanden ist, die sowohl über den Player als auch über den Lautsprecher geregelt werden kann. Im Falle von Airplay ist das bei allen mir bekannten Lautsprechern so umgesetzt, dass dies auch über Bluetooth funktioniert, habe ich am Jabra Solemate gesehen, der automatisch die Lautstärke des Iphones geregelt hat, wenn man die Tasten am Lautsprecher gedrückt hat.
Eine absolute Lautstärke ist auch sehr hilfreich um die Klangbearbeitung perfekt abzustimmen. So kann es nicht vorkommen, dass der Lautsprecher versucht den Bass zurückzunehmen, während der Klang insgesamt viel zu leise ist. Aufgefallen ist mir das am JBL Flip, der deutlich dünner klingt, wenn der Lautsprecher selbst auf maximaler Lautstärke betrieben wird, während der Zuspieler leise vor sich hintümpfelt. Beim Soundlink wiederum lässt sich dieser Umstand zum Vorteil nutzen, indem man so den Bass etwas zähmen kann, wenn der Lautsprecher von vornherein maximal gefahren ist. Außerdem hat man so immer auch die volle Lautstärkebandbreite verfügbar, egal ob vom Zuspieler oder vom Lautsprecher aus geregelt.
- Möglichkeit zur Kopplung von zwei Lautsprechern zu einem Stereosystem:
Die Philips Shoqbox, wie auch der Nokia 360 oder die neuen JBL/Nokia PlayUp zeigen, dass es durchaus möglich ist, ein kabelloses Stereopaar aus 2 gleichen Lautsprechern per Bluetoothverbindung zu erzeugen. Die dafür erforderlichen Protokolle scheint es bereits zu geben, deshalb verstehe ich nicht, warum nicht mehrere Hersteller diese Möglichkeit anbieten.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass "Freaks" sich dann statt einem gleich zwei solcher Lautsprecher kaufen, um diese dann als Stereosystem zu verwenden, vorausgesetzt der Klang hat die entsprechende Tiefe und Reife.
Für den Transport wiederum könnten zwei solcher Lautsprecher magnetisch aneinander heften und derart verbunden mittels verdeckter Kontakte sogar gleichzeitig mit nur einem Netzgerät aufgeladen werden.
- Möglichkeit zu Firmwareupdates:
Jawbone waren die ersten, die der Jambox ein Softwareupdate mit zusätzlichen Features und Verbesserungen bzw. auch fraglichen Spielereien spendiert haben. Bose und die meisten anderen Hersteller bringen lieber gleich eine völlig neue Version des selben Lautsprechers heraus, mit nur marginalen Verbesserungen, und zwingen loyale Käufer gleich zum Neukauf, anstatt ein einfaches Update anzubieten.
Wenn man schon zig 100 Euro für derartige Spielsachen ausgibt, sollte auch der Service seitens des Herstellers entsprechend ausfallen.
Für mich persönlich wären das auf die Schnelle mal die wichtigsten Punkte, die ich mir für einen wirklich portablen Lautsprecher wünschen würde. Andere mögen sicherlich unterschiedliche Prioritäten haben. Falls ich jedoch etwas wichtiges übersehen haben sollte, bin ich für weitere Vorschläge offen.